Feinstaub – wir messen jetzt selbst

Feinstaub – das sind feine Teilchen in der Luft, die aufgrund ihrer geringen Masse nicht sofort zu Boden sinken. Bei Menschen können sie bis in die Bronchien und Lungenbläschen ein-dringen und so Reizungen und Entzündungen in den Atemwegen verursachen. Wenn sie in den Blutkreislauf gelangen, führen sie auch zu weiteren Komplikationen wie Thrombose, Alzheimer und allgemein zu einer gesenkten Lebenserwartung. Daher bilden sie ein ernstzu-nehmendes gesundheitliches Problem in Ballungsgebieten.
Feinstaub stammt meist aus Kraftfahrzeugen, Heizungen und aus der Landwirtschaft. Das Thema wird seit Jahren diskutiert, trotzdem gibt es in der Region Stuttgart viel zu wenige Messstationen. So ist es sehr schwierig, die tatsächlichen Quellen und auch die tatsächliche Belastung zu kennen. Die bekannteste amtliche Messstation ist in Stuttgart am Neckartor. In Sindelfingen gibt es überhaupt keine. Somit gibt es für Sindelfingen auch keine verlässlichen Werte.
Wir, die Grünen-Fraktion, wollen dies ändern. Wir haben uns das Ziel gesetzt, selbst Daten zum Feinstaub zu sammeln. In Stuttgart gibt es hierzu bereits das OK-Lab. Dort wurde eine Bauanleitung für ein einfaches Messgerät entwickelt. Das Gerät kann preisgünstig hergestellt und installiert werden. Der aktuelle Feinstaubsensor misst nicht nur die Staubkerngröße „PM10“ (10 µm), sondern auch „PM2,5“ (2,5 µm), was als internationaler Standard gilt. Er ist trotzdem preisgünstig, so dass ein kompletter Sensor ca. 30 EUR kostet.

Ein Sensor besteht aus wenigen Einzelteilen, welche einfach zu verbinden sind
Ob diese günstigen Sensoren auch funktionieren? Ja. Die Messwerte haben einen nahezu identischen Kurvenverlauf zu einem Profimessgerät. Die Messwerte sind so genau, dass man problemlos erkennen kann, wie hoch die Grundbelastung ist und wann die jeweiligen Tages-höchstwerte erreicht sind. Und je mehr Geräte installiert werden, desto besser und sicherer werden die Ergebnisse (Prinzip Big Data).
Inzwischen ist diese Initiative weit mehr als ein Umweltprojekt. Das Netzwerk der Fein-staubmesser ist in Deutschland einmalig. In der Region Stuttgart sind es bereits über 300. Im OK-Lab in Stuttgart treffen sich regelmäßig Menschen, die sich über Stadtentwicklung, Open Data, Internet der Dinge und Citizen Science austauschen. Auch die Regional-Presse interes-siert sich für das Thema. Die Stuttgarter Zeitung bekam eine öffentliche Schnittstelle und kann damit die aktuellen Feinstaubwerte auf ihrer Online-Seite anzeigen.
Durch die Aktion der Grünen-Fraktion wurden im Sindelfinger Stadtgebiet bisher zehn eigene Sensoren installiert. Sie sind nicht nur an verkehrsreichen Straßen (Mercedesstr. Mahdentalstr., Wilhelm-Haspel-Str.) aufgestellt, sondern auch in ruhigen Wohngegenden.

Ein fertiger Sensor im Einsatz an der Stuttgarter Straße
So können wir inzwischen die Feinstaubbelastung fast im gesamten Stadtgebiet erfassen.

Die Karte zeigt die aktuelle Abdeckung in Sindelfingen. In jeder Wabe befindet sich mindes-tes ein Feinstaub-Sensor (Screenshot aus www.luftdaten.info). An diesem Tag war in Stutt-gart Feinstaub-Alarm. Es wird auch in Sindelfingen eine erhöhte Belastung angezeigt.
Es gibt noch einige Lücken im Stadtgebiet, trotzdem sind die bisherigen Ergebnisse aussage-kräftig:
• Bei Feinstaubalarm in Stuttgart steigen auch in Sindelfingen die Feinstaubwerte.
• Auch in ruhigen Wohngebieten haben wir eine durchgehende Grundbelastung von ca. 20 µg/m³.
• Gerade im Winter zeigen fast alle Messstationen in den Abendstunden einen deutlichen Anstieg. Dieser Anstieg ist meist auch zu riechen. Es sind ziemlich sicher die Komfortöfen (Holzbrand) in der Nachbarschaft.
• An verkehrsreichen Straßen ist zu Hauptverkehrszeiten ein deutlicher Anstieg zu erkennen:

Mahdentalstr vom 16. – 22.2. (am 19. war Sonntag und deshalb weniger Verkehr /Staub)

Manche Ergebnisse lassen auch andere Staubquellen vermuten. So zeigte ein Sensor bei tro-ckenen Herbsttagen immer samstags einen deutlichen Anstieg. Wir vermuten, dass dieser An-stieg durch die Kehrwoche erzeugt wurde. Der Besitzer dieses Sensors bestätigte dies, denn sein Nachbar kehrt samstags regelmäßig und ausgiebig den Gehweg.
Eine andere Spitze gab es bei fast allen Sensoren in ganz Deutschland in der Silvesternacht. Gegen 0:30 Uhr fing es an zu regnen, deshalb ging die Belastung dann auch wieder rasch zu-rück.

Die bisherigen Messergebnisse und Beobachtungen bestätigen somit auf jeden Fall: unsere Sensoren funktionieren und liefern aussagekräftige Werte.
Wir würden gerne noch mehr Sensoren aufstellen.

Wer Interesse hat kann sich gerne bei uns melden (Helmut Hofmann, Tel. 07031 385774, helmut.hofmann@mail.de). Zur Aufstellung genügt eine Steckdose und WLAN-Verfügbarkeit.

Die Kosten für einen Sensor (ca. 30 EUR) übernehmen Die Grünen, sie freuen sich aber auch über eine Spende.
Für die Fraktion – Helmut Hofmann

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